Koreas Sitten und Gebräuche

Begrüßen und Verabschieden

Da wir zu Beginn sieben Tage in Quarantäne waren, hatten wir nach dem siebten Tag die erste Begegnung mit unseren Buddys. Jeder Student bekommt einen Buddy zugeteilt, der einem hilft sich in der Universität und im Land zurecht zu finden. Lukas und ich haben unsere Buddys das erste mal in unserem AirBnB in Daegu getroffen. Bei der Begrüßung gibt man nicht die Hand, sondern verbeugt sich voreinander. Auch die Verabschiedung wird so gemacht. Kennt man sich, winkt man einander zu. Die Vorstellung ist am Anfang etwas befremdlich. Ich muss sagen auch heute noch ist es für mich komisch, wenn ich keinen Meter von einer Person weg stehe und ich ihr zuwinke. Die Koreaner zeigen allgemein wenig Körperkontakt. Nur selten sieht man ein Pärchen, die sich näher kommen. 

Bei Besuch in der Wohnung ist es üblich, dass man vor der Wohnung die Schuhe stehen lässt. Jede Wohnung hat an der Haustür einen kleinen Bereich, in dem die Schuhe abgestellt werden. Schuhe in der Wohnung sind hier ein No-Go. Das hat den Grund, dass sich Koreaner oft auf den Boden setzen.

Einkaufen und Essen

Hier ist es üblich, dass man meistens zum essen geht. Grundsätzlich ist essen gehen günstiger als selbst zu kochen. Als ich das erste mal in den Supermarkt gegangen bin, bin ich vom Glauben abgefallen. Vor allem Obst und Gemüse sind sehr teuer. Für vier Äpfel zahlt man gerne mal vier Euro. Auch andere Lebensmittel, wie Spagetti oder Fertigsoßen sind sehr teuer. Als Faustregel kann ich sagen: Europäische Produkte sind teuere Produkte. Die Verpackungen sind auch immer etwas kleiner als die europäischen. Supermärkte und Geschäfte haben allgemein sehr lange auf. Hier findet man auch an jedem Eck ein Convenience Store, die rund um die Uhr geöffnet haben. Bei vielen Produkten gibt es dort immer Aktionen, wie zum Beispiel zahle zwei, bekomme drei. Außerdem gibt es viele Straßenstände, die bis spät in die Nacht geöffnet haben.

Wenn man zum Essen geht, bekommt nicht jeder sein eigenes Gericht, sondern man bestellt immer ein Gericht für den ganzen Tisch. Das Gericht wird dann auf einen Gaskocher in der Mitte des Tisches platziert und jeder kann sich bedienen. Genau das gleiche beim Trinken. Gegessen wird nur mit Stäbchen und Löffel. Zum Essen gibt es meistens Chicken, Reis, Nudeln, Rise Cakes und Fisch. Rise Cakes sind meist längliche Sticks aus körnigem und gepresstem Reis. Als kalte Beilage gibt es meistens Kimchi (in Chili eingelegter Kohl) und eingelegter Rettich. Bestellt man beispielsweise Fleisch oder Nudeln hat man auch immer eine Zange mit dabei und eine Schere. Mit der Schere schneidet man das Fleisch. Das ist zum Beispiel der Fall beim Korean BBQ. Wie in einem früheren Blogbeitrag erwähnt ist hier ein Gasgrill in der Mitte des Tischen platziert. Über dem Grill ist ein kleiner Dunstabzug. Man grillt gemeinsam das Fleisch und Fisch. Die Fleischstücke wickelt man dann mit Soßen und anderen Beilagen in ein Salatblatt und isst das. Hier gibt es auch raffinierte Stühle. Den Sitz kann man hoch klappen und seine Jacke dort verstauen, damit diese erstens nicht im Weg umgeht und zweitens nicht nach Essen riecht. Außerdem gibt es ein Gericht, das nennt sich Hot-Pot. Das ist so etwas ähnliches wie Fondue. Man bekommt eine Suppe, wo verschiedene Zutaten rein gegeben werden.


Trinken und Feiern

Hier gibt es keine Bars wie wir sie kennen. Hier gibt es eine Mischung von Bar und Restaurant. Das bedeutet auch, dass man immer etwas zum Essen bestellen muss. Das war am Anfang auch etwas lästig, weil man davor zum Essen geht und dann eigentlich nur noch ein Bier trinken möchte. Koreaner gehen aber nicht zum Trinken, dass getrunken wird. Hier wird neben zu auch immer gegessen. Das ist etwas schwierig zu verstehen. Ich glaube, dass wir das bei uns so verankert haben, dass wenn wir essen gehen, dann wollen wir satt werden und dann gehen wir feiern. Hier gehört das Essen mit zum Genuss und zum Feiern dazu. 

An jedem Tisch befindet sich eine Glocke, die man betätigt wenn man bestellen möchte. In jedem Restaurant oder Bar bekommt man kostenlos Wasser, das auch immer nachgefüllt wird. Außerdem bekommt man immer Snacks, wie beispielsweise Popkorn oder Chips. Am Ende zahlt einer den Tisch oder die Rechnung wird gesplittet. 

Zum Trinken gibt es eigentlich immer Soju. Soju ist ein Schnaps, der etwa 17% Alkohol enthält. Dieser wird zu jedem Essen in Shotgläsern getrunken oder mit Softdrinks oder Bier gemischt. Hier gibt es Bier der Marke Cass oder Terra. Das Bier hat hier 4,5% Alkohol und ist nicht sehr geschmacksintensiv. Deswegen mischt man das Bier meistens mit Soju. Das nennt man dann Somaek. Damit sich das Bier mit dem Soju vermischt, schmeisst man entweder einen Löffel in das Glas oder man hält die Essstäbchen in das Glas und klopft auf das Stäbchen, damit das Bier schäumt und sich vermischt. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze und Tricks, was allerdings mehr Show ist, als das es eine Funktion hat. Soju gibt es in verschiedenen Varianten. Ich bevorzuge die normale Variante ohne Geschmack. Das schmeckt so ähnlich wie Vodka nur harmloser und süßer. Es gibt aber auch verschiedene Geschmäcke, wie zum Beispiel Lemon, Grapefruit, Wassermelone usw.. Der Soju ist außerdem das günstigste alkoholische Getränk was man hier kaufen kann. Eine Flasche kostet hier im Supermarkt etwa 1,40€. 

Hier ist vor allem Jägermeister sehr beliebt und steht eigentlich auf jeder Karte. Wie alle anderen europäischen Schnäpse ist das allerdings sehr teuer. Geht man in einem Club, dann zahlt man für einen Gin Tonic gerne mal um die 7€ und die Gläser sind sehr klein. Das hört sich im ersten Moment nicht viel an, aber für koreanische Verhältnisse ist das sehr viel.

Apropos Clubs. Was bei uns undenkbar wäre: Wir als Ausländer kommen in die koreanischen Clubs nicht rein. Das hat den Hintergrund, dass hier die amerikanische Army stationiert ist und diese sich früher total daneben benommen haben. Früher war es so, dass die Army etwa ein mal im Monat Ausgang hatten und sich diese dann so daneben benommen haben, dass sie nirgendwo mehr rein durften. Es gibt aber auch genügend Clubs, wo Ausländer gestattet sind. 

Grundsätzlich werden wir als Ausländer aber schon mit offenen Armen empfangen. Gerade hier in Gyeongsan, wo sich auch unsere Uni befindet sind wir als Europäer eine Attraktion, weil wir eben nicht der Norm entsprechen. Sind die Koreaner betrunken, kommen sie auch oftmals auf uns zu, sprechen uns an oder wollen ein Foto. Meistens fällt dann nur ein Wort: Handsome!
Was uns ganz gelegen kommt: Die Koreaner sind grundsätzlich sehr schüchtern, deswegen kommt das nur manchmal vor. 

Was hier auch sehr beliebt ist, sind Karaoke Bars. Die Koreaner lieben Karaoke. An jedem Eck sind sie und werden auch fleißig besucht. Ob alleine oder in einer großen Gruppe. Man bekommt einen Raum für sich, kann Songs auswählen, nimmt das Mikro in die Hand und singt. Mein Favorit ist das jetzt nicht, weil es sich schrecklich anhört wenn wir singen und ich sowieso nicht so gerne singe. Manchmal ist es aber schon ganz witzig. 


Koreanische Eigenheiten

Am Anfang dachte ich mir wie Ekelhaft sind die Koreaner eigentlich. Was für Koreaner normal ist, ist für uns unverständlich. Genauso finden es Koreaner ekelhaft wenn man am Tisch schnäuzt. Koreaner spucken währenddem sie rauchen. Das machen sowohl Männer, als auch Frauen. Vor den Lokalen sind deswegen Pfützen voller Spucke. Auch das Hochziehen von Rotz und Gurgeln von Rotz im Rachen gehört hier dazu. Unser Nachbar ist hier der Profi, egal zu welcher Tageszeit, jedes mal hört man wie er sein Rotz im Rachen gurgelt. Daran werde ich mich wohl nie gewöhnen. Wenn man Abends mit der U-Bahn fährt, muss man sich auf sehr viel Körperkontakt einstellen. Während bei uns im Bus oder in der Bahn lieber ein Platz frei gelassen wird, bevor man sich hinsetzt, wird sich hier auch neben einem Fremden gesetzt auch wenn noch so wenig Platz ist. Dort wird entweder geschlafen oder mit dem Smartphone gespielt. In Korea haben 100% der Bevölkerung ein Smartphone oder Mobiltelefon. Das bedeutet, dass wirklich jeder ein Handy hat. Damit sind sie die Weltmeister mit dem Besitz von Handys pro Kopf. 

Sprache und Leben

Leider ist es so, dass die Koreaner so gut wie kein Englisch sprechen. Die Koreaner lernen in der Schule und Universität kaum Englisch und wenn sie Englisch lernen, dann nur das Lesen und Schreiben. Unsere Buddys können nur gebrochenes Englisch. Sagen aber auch, dass sie mit uns viel unternehmen wollen, um Englisch zu lernen. Wenn keiner Englisch spricht, wird der Friseurbesuch schon mal zum Erlebnis. Koreanisch ist meiner Meinung nach auch eine sehr schwere Sprache. Ich bin jetzt etwa 2 1/2 Monate hier und kann nur ein paar Wörter wie Hallo, Tschüss, Danke, Ja und Nein. Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Koreaner in ihrer eigenen Blase leben. Google heißt hier Naver, Amazon ist hier Coupang, für WhatsApp gibt es Kakao-Talk, usw.. Für viele Koreaner ist es ein Traum mal nach Europa zu reisen. Die meisten bleiben aber das ganze Leben lang in Korea ohne mal die Welt gesehen zu haben.

1 Kommentar zu „Koreas Sitten und Gebräuche“

  1. Heiligmann Alexandra

    Lieber André, das mit dem singen stimmt nicht ganz, du bist doch in unserer Familie DER Opernsänger und singst in den höchsten Tönen die Lieder mit, am liebsten die Eiskönigin 🫅
    Ich wünsch dir noch viele schöne Momente. Mama 😘

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